Sommerlicher Stromalarm stellt sich als Chuzpe heraus

In den letzten Tagen hat es öffentlich, auch durch maßgebliche Personen der Energiewirtschaft, Alarmrufe zu einer sommerlichen „Stromversorgungslücke“ in Österreich gegeben. Durch die extreme Trockenheit hat das Rückgrat der österreichischen Stromversorgung, die Wasserkraft, stark gelitten. Zusätzlich war das Windaufkommen unterdurchschnittlich.

Diese Situation führte zur verstärkten Produktion von Strom aus Gaskraftwerken zu sehr hohen Preisen. Die Schlussfolgerung einiger Vertreter der Energiewirtschaft daraus ist, offenbar durchaus im Eigeninteresse, die Forderung nach Dauersubventionierung von Gaskraftwerken beziehungsweise von Kohle- und Atomkraftwerken auf europäischer Ebene.

Die einfachste Lösung des Problems des Sommers wird dabei totgeschwiegen: der forcierte Ausbau der Sonnenenergie. Die Lücke dieses Sommers von ca. 4 Gigawatt wäre alleine durch den Ausbau der Photovoltaik auf das Niveau, wie es etwa Bayern heute schon besitzt, problemlos zu schließen gewesen. Noch dazu zu wesentlich geringeren Kosten als durch den teuren Einsatz der fossilen Gaskraftwerke. Vier Gigawatt entspricht rund einem Viertel des österreichischen Ausbaupotentials für Photovoltaik bis 2030.

„Den Ausbau erneuerbarer Energien zuerst zu behindern und dann die fehlenden Kapazitäten als Argument dazu zu verwenden, um eine weitere Subventionierung der fossilen Kraftwerke zu rechtfertigen, kann man nur als Chuzpe bezeichnen,“ so Peter Püspök, Präsident des Dachverbandes Erneuerbare Energie Österreich (EEÖ).

Gerade der Sommer 2018 hat gezeigt, dass die Atomenergie und die fossilen Energien in Zeiten von Wassermangel durch das fehlende Kühlwasser europaweit an ihre Grenzen stoßen. Es liegt auf der Hand, dass in einem Hitzesommer mit viel Sonne die Sonnenenergie mit den österreichischen Pumpspeichern eine hervorragende Kombination darstellt.

Die Argumentation jener, die die Aufrechterhaltung - und absurderweise sogar den Ausbau - fossiler Energien fordern, konzentriert sich daher auf Situationen wie wir sie wenige Stunden im Winter 2017 gehabt haben. Dafür sollte man sich auf die Flexibilisierung des Bedarfs konzentrieren sowie auf neue Speichertechnologien, an denen weltweit intensiv gearbeitet wird. Ein intelligenter Mix aller erneuerbaren Energien mit jeweiligen Stärken, gekoppelt mit einer vernünftigen und kostenoptimierten Steuerung des Strombedarfs, kann die Versorgungsprobleme – auch bei wachsendem Strombedarf in der Zukunft – nachhaltig lösen. „Ein Ausbau erneuerbarer Energien wie von der Bundesregierung für den Strombereich im Regierungsübereinkommen beschlossen und in der Energiestrategie skizziert, ist die Lösung des Problems der Versorgungssicherheit,“ so Peter Püspök.

Gerade zur Rettung der Gaskraftwerke bis zur vollständigen Versorgung durch erneuerbare Energien würde eine Verrechnung der CO2 Kosten Sinn machen. Ein adäquater CO2 Preis und ein Ende der Dauersubventionierung fossiler Stromerzeugung in Europa, wie von vielen Staaten beim informellen Energieministerrat in Linz gefordert, würde ein temporäres Überleben der österreichischen Gaskraftwerke möglich machen.

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