Die Strompreise in Europa klettern seit Herbst 2021 von Rekordwert zu Rekordwert – doch wo liegen die Ursachen für diesen scheinbar unaufhaltbaren Trend nach oben? Der Hauptgrund für diese Entwicklung ist der steigende Erdgaspreis. Vor allem in der Wintersaison kommen in Österreich vermehrt Gaskraftwerke zur Stromgewinnung zum Einsatz, deren Grenzkosten bedeutend höher sind als jene von erneuerbaren Energieträgern wie Wind- und Wasserkraft und Photovoltaik. Während etwa ein Windkraftwerk so gut wie keine laufenden Kosten verursacht, benötigen Gaskraftwerke den Rohstoff Erdgas, dessen Preis sich aufgrund von Lieferengpässen und Handelsstreitigkeiten mit dem für den europäischen Markt wichtigsten Exporteur Russland derzeit auf einem Rekordhoch befindet.
Im Großhandel für Strom bildet sich der Preis nach dem Merit-Order-Prinzip. Die Grenzkosten des letzten Kraftwerks, das zur Deckung des Strombedarfs benötigt wird, bestimmen den Preis. Je nach Verfügbarkeit sind das zuerst die Kraftwerke mit den niedrigsten Grenzkosten (erneuerbare Energien), danach erst die Kraftwerke mit hohen Grenzkosten (Kohle, Gas).
Die Verfügbarkeit von grünem Strom senkt die Großhandelspreise also, indem teure Kraftwerke (Kohle, Gas) nicht benötigt und aus dem Markt gedrängt werden.
Seit der Entkopplung des österreichischen Strommarktes vom deutschen im Jahr 2018 zeigt der Merit-Order-Effekt in den Wintermonaten deutliche Unterschiede für Österreich und Deutschland: Deutschland kann im Winter auf einen deutlich höheren Anteil an Windstrom zurückgreifen, während Österreich in hohem Maße von Gaskraftwerken abhängig ist. Alleine im November 2021 führte das für Österreich zu Mehrkosten von EUR 160 Mio., gegeben durch die Trennung der beiden Preiszonen und den nun dadurch für Österreich fehlenden kostendämpfenden Effekt der deutschen Windkraft.
Die Lösung für das Problem der steigenden Energiepreise liegt eindeutig im Ausbau der erneuerbaren Energien und im Ausbau von deren flexiblen Einsatzmöglichkeiten. Nur so können Strompreise leistbar und stabil gehalten werden.
Quelle: Österreichische Energie Agentur 2021: Volle Energie für einen zukunftsfähigen Standort