Vor dem Hintergrund der russischen Invasion in der Ukraine hat sich die EU das Ziel gesetzt, die russischen Gasimporte zu reduzieren und sich somit aus der Gasabhängigkeit von Russland zu befreien. Erdgas ist nach Erdöl mit einem geschätzten Gesamtanteil von 16,7% am Gesamtexportwert (2021) das wichtigste Exportgut Russlands.
In der Kalenderwoche 37 (12.-18. September) stammten 2021 fast 37% der europäischen Erdgasimporte aus Russland, dieses Jahr sind es zur gleichen Zeit nur mehr 9%. Seit Anfang April wurde jede Woche sogar das Minimum der russischen Importe im Zeitraum 2016 – 2020 unterschritten. Woher bezieht die EU also das noch immer benötigte Erdgas?
Einerseits macht sich ein sinkender Trend in den gesamten Erdgasimporten bemerkbar. Während 2021 in der Kalenderwoche 37 noch 7280 Mio. m³ Erdgas importiert wurden, waren es dieses Jahr nur 6560 Mio. m³.
Andererseits wird das benötigte Erdgas vermehrt aus anderen Quellen bezogen. Norwegen hat seine Exporte in die EU um durchschnittlich etwa 30% im Vergleich zum Zeitraum 2016-2020 erhöht. Vor allem macht sich aber ein Anstieg der Flüssiggasimporte (LNG) bemerkbar. Während 2021 in der Kalenderwoche 37 nur 1500 Mio. m³ LNG importiert wurden, waren es 2022 schon 2620 Mio. m³. Damit deckt LNG im Moment fast 40% der Erdgasimporte, 2021 belief sich der Anteil auf etwa 21%.
Trotzdem es positiv ist, dass sich die EU kontinuierlich aus der Abhängigkeit von russischem Erdgas befreit, kann Erdgas und vor allem LNG keine langfristige Lösung für die Energieversorgung der EU sein. Schließlich ist Erdgas klimaschädlich und nicht nachhaltig. Bei LNG kommen zusätzlich die Ineffizienz (10-25% der Energie werden beim Kühlen des Gases auf -162°C verbraucht) und die hohen Kosten der Neubauten von Verarbeitungsterminals oder Pipelines als negative Aspekte hinzu.
Eine komplett sichere und zukunftsverträgliche Energieversorgung ist nur durch den ausschließlichen Einsatz von erneuerbaren Energien möglich. Dass Europas fossiles Versorgungsnetz leicht verwundbar und unsicher ist, unterstreicht zusätzlich die oberste Priorität , die Erdgasimporte nicht nur kurzfristig zu substituieren, sondern entschlossen umweltfreundliche erneuerbare Alternativen dazu einzusetzen. Als Substitution für Erdgas kommen neben erneuerbarem Biogas auch elektrische Energie aus erneuerbaren Quellen, Bioenergie oder für bestimmte Anwendungen auch erneuerbar produzierter („grüner“) Wasserstoff in Frage.