Die Bundesländer kommen dem Ziel, ihren Beitrag zu 100% erneuerbarer Stromversorgung (national-bilanziell bis 2030) zu liefern, einen großen Schritt näher. Eine aktualisierte Fassung der Studie zu den Energie- und Klimastrategien der Bundesländer vom Mai 2023 zeigt, dass die Summe der Länderziele von jenen des Bundes nur noch um 3,8 TWh abweichen. Im Jahr 2021 war diese Lücke noch 16 TWh groß.
Insgesamt muss bis 2030 gemäß Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) die Menge an erneuerbarer Stromproduktion um 27 TWh pro Jahr erweitert werden – zumindest, denn als zweites Ziel gilt eine bilanzielle Versorgung aus 100 Prozent erneuerbarem Strom. Ausgehend von der Erzeugung im Jahr 2021 braucht es dafür noch zusätzlich 10,3 TWh Photovoltaik-, 9,9 TWh Windkraft-, 4,8 TWh Wasserkraft- und 1 TWh Wärmekraftkapazitäten auf Basis von Bioenergie. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen in den meisten Bundesländern die Rahmenbedingungen noch deutlich verbessert werden.
Die 10-Jahres-Trendanalysen der Österreichischen Energieagentur für den Ausbau erneuerbarer Energien im Strombereich legen nahe, dass die nationalen Ziele zur Stromerzeugung aus Erneuerbaren bis 2030 ohne deutliche Verbesserungen bei den Maßnahmen verfehlt werden. Beispiel Photovoltaik: Zwar sind hier die kumulierten Ziele der Bundesländer inzwischen sogar höhergesteckt als das österreichweite Gesamtziel. Doch für die anvisierte Steigerung der Stromerzeugung aus PV um etwa 600% fehlen konkrete Maßnahmen wie die Ausweisung von Flächen für Großprojekte, Beschleunigungen in den Genehmigungsverfahren oder der Ausbau eines leistungsfähigen Netzes.
Dabei ist das Jahr 2030 genaugenommen nur ein Zwischenziel. Die erwartbare Zunahme des Strombedarfs für die Realisierung eines klimaneutralen Österreichs bis 2040 lässt zukünftig einen noch höheren Bedarf an erneuerbarer Stromerzeugung erwarten. Auch die Notwendigkeit den Gesamtenergieverbrauch deutlich zu senken, ist und bleibt drängend. Damit Strom ausreichend zur Verfügung stehen kann, muss der Erneuerbaren-Ausbau Hand in Hand mit Effizienzmaßnahmen erfolgen. Auch hier zeigt sich, dass die Ziele der Bundesländer, welche eine Reduktion des Endenergieverbrauchs bis 2030 auf 1035 PJ anvisieren, weit weniger ambitioniert sind als jenes des Bundes, welches eine Reduktion auf 920 PJ vorsieht.
Um die österreichischen Klima- und Energieziele zu erreichen, ist die Zusammenarbeit auf allen Ebenen unabdingbar. Die Bundesländer müssen ihre vorhandenen Potentiale so mobilisieren, dass das gesamtösterreichische Ziel erreicht werden kann. Das bedeutet, dass die meisten Bundesländer mehr als ihren jeweiligen aktuellen Bedarf an elektrischer Energie aus Erneuerbaren produzieren müssen, um anderen Bundesländern, die keine 100% schaffen, beistehen zu können. Denn dort, wo die Industrie wie in Oberösterreich (VOEST) einen sehr hohen Bedarf hat oder wo wie in Wien schlicht die Flächen fehlen, werden sich 100% Eigenversorgung nicht ausgehen.
Es muss also noch viel passieren, damit Österreich bis 2040 klimaneutral wird!
Quelle: AEA 2023: Klima- und Energiestrategien der Länder: 2023 (im Erscheinen)