Künstliche Intelligenz (KI) erlebte in den letzten Jahren dank neuer technischer Möglichkeiten ein massives Wachstum – allein die wohl bekannteste generative KI, ChatGPT, hatte nach zwei Monaten bereits 100 Millionen NutzerInnen. Das wird sich angesichts der vielfältigen Anwendungsbereiche in den nächsten Jahren fortsetzen. Microsoft plant beispielsweise 2025 etwa 80 Milliarden Dollar in KI-Datenzentren zu investieren. Dieses rasante Wachstum geht einher mit einem massiven Anstieg des Energiebedarfs für KI-Datenzentren, welche essentiell für das aufwendige Trainieren und die Cloud-basierte Nutzung von KI-Modellen sind.
Eine Anfrage an ChatGPT benötigt beispielsweise durchschnittlich 2,9 Wh. Im Vergleich dazu braucht eine herkömmliche Google-Suche etwa 0,3 Wh. Bei täglich 195 Millionen Anfragen an ChatGPT ergibt dies einen Strombedarf von etwa 564 000 kWh, was dem Tagesbedarf von etwa 66.000 durchschnittlichen österreichischen Haushalten entspricht (angenommener Tagesverbrauch: 8,5 kWh). Eine Ausweitung der Anwendungen von KI könnte diesen Bedarf vervielfachen. Würde Google beispielweise jede der 9 Milliarden Suchanfragen pro Tag mit der hausinternen KI Gemini verarbeiten, könnte ein täglicher Strombedarf von bis zu 62 400 000 kWh bzw. ein jährlicher Strombedarf von 22,8 TWh anfallen, was dem eines kleinen Landes wie Irland (etwa 30 TWh jährlich) entspricht.
Digitale Infrastruktur benötigt schon heute große Mengen an elektrischer Energie. Eine Studie der IEA schätzt den Verbrauch von Rechenzentren (inklusive jener, die nicht ausdrücklich für KI genutzt werden) auf etwa 460 TWh (2022) und damit auf etwa 2% des weltweiten Strombedarfs. Bis 2026, so die Prognose, könnte sich der Energiebedarf, angetrieben durch den Boom im KI- und Kryptowährungssektor, auf über 1000 TWh steigern. Die genauen Zahlen liegen noch im Dunklen, auch aufgrund des Interesses von Technologie-Konzernen, die Verbrauchsangaben ihrer KI-Projekte nicht offenzulegen. Doch der ansteigende Trend ist eindeutig festzustellen.
Für die fossile Dekarbonisierung des Energiesektors, welche nur durch ein Zusammenspiel von erneuerbaren Energien, Effizienzsteigerungen und Einsparungen realisiert werden kann, sind diese Entwicklungen hinderlich. Doch von den großen Technologie-Konzernen haben die meisten – zumindest am Papier – Ambitionen, mittelfristig klimaneutral zu operieren. Sie werden deshalb zunehmend in den Ausbau erneuerbarer Energien investieren müssen.
Schon jetzt kaufen große Tech-Konzerne mehr als die Hälfte aller erneuerbaren Energiekontrakte in den USA (Stand 2022). Zusätzlich bieten KI-Anwendungen auch im Energiesektor die Möglichkeit von Effizienzsteigerungen, zum Beispiel in der Prognose und Optimierung der Netzauslastung, welche einen positiven Beitrag zur Energiewende leisten können.
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