Weiterhin werden neue Öl- und Gasheizungen eingebaut und beworben
Damit nicht noch mehr Haushalte durch Subventionen und durch falsche Versprechen zum Einbau von Öl- und Gasheizungen verleitet werden, ist das Erneuerbare Wärmegesetz jetzt dringend notwendig! Dieses schafft endlich Klarheit und erlaubt allen Akteuren auf dem Wärmemarkt langfristige Planungssicherheit.
Dieses Gesetz, welches auch im Regierungsübereinkommen vorgesehen ist, liegt seit Monaten als Entwurf bei den beiden Koalitionsparteien, wo es anscheinend hängen geblieben ist. In der Zwischenzeit werden am Markt immer noch irreführende Impulse gesetzt, welche den Klimazielen entgegenarbeiten und die fossil getriebene Inflation anheizen.
Noch Mitte März, vier Wochen nach Beginn des Angriffskrieges Russlands gegen die Ukraine, versprach die mehrheitlich im Eigentum des Landes Oberösterreich befindliche Energie-AG auf ihrer Website allen Haushalten „attraktive Förderungen für Erdgas Brennwertgeräte“. Der Ausstieg aus dem Heizen mit Öl sollte unmittelbar in den Einstieg ins Heizen mit Gas münden, ein Umstieg von fossil auf fossil. Die Abhängigkeit von russischen Gasimporten oder österreichische Klimaziele schienen den Geschäftsinteressen des Konzerns untergeordnet. „Zum Glück ist man dort nun zur Besinnung gekommen, denn dieser absurde Umstiegsanreiz wurde in den letzten Tagen von der Website genommen und somit hoffentlich auch faktisch gestrichen!“, zeigt sich Martina Prechtl-Grundnig, Geschäftsführerin des Dachverbandes Erneuerbare Energie Österreich (EEÖ), zuversichtlich über diesen Schritt.
Aber auch in Tirol wird von der mehrheitlich landeseigenen TIGAS die Gasheizung beworben, mit dem vagen Versprechen, klimaneutrales Gas – und in Zukunft Wasserstoff – könnten als Energieträger mit diesen Heizungen genutzt werden. Es heißt dort sogar, dass mit einer Umstellung auf grünes Gas keine zusätzlichen Kosten anfallen würden!
„Mit den Kosten von immer teurer werdendem fossilem Gas und Öl mitzuhalten wird für erneuerbare Energieträger zukünftig wohl kein großes Problem sein! Für gasförmige Energieträger wird es aber in einem Energiewendeszenario eine große Nachfrage aus jenen Bereichen geben, wo diese schwer zu ersetzen sind – etwa in Teilen der Industrie und in Spitzenlastkraftwerken. Im Raumwärmebereich ist sehr genau hinzusehen, ob es bessere Alternativen zu Erdgas gibt. Diese werden sich sehr oft finden und finden müssen!“, betont Prechtl-Grundnig und kreidet diese faktenbefreiten Geschäftspraktiken an: „Damit werden die Kunden offenbar in die fossile Falle gelockt!“
Auch Ölheizungen werden in Österreich weiterhin eingebaut, 2021 waren es ca. 2.600 Stück. Trotz aller Förderungen für „Raus aus Öl“ gibt es also weiterhin eine Bewegung „Rein ins Öl“. Man muss einräumen, dass es aktuell rechtlich weiterhin möglich ist, in Österreich Öl- und Gaskessel einzubauen, auch wenn das noch so widersinnig erscheint und die Wahrscheinlichkeit groß ist, dass man derartige Investitionen vor Ende ihrer technischen Lebensdauer wird abschreiben müssen.
Damit ein für alle Mal verhindert werden kann, dass durch einzelne Geschäftsinteressen Konsument*innen zu Fehlentscheidungen bei ihren Investitionen verleitet werden, braucht es dringend das Erneuerbare-Wärme-Gesetz. „Ohne gesetzliche Klarheit wird es in Österreich keine Energiewende geben. Dieses Großprojekt braucht Kontinuität über mehrere Legislaturperioden und muss der Wirtschaft klare Ausrichtungssignale geben!“, fordert Prechtl-Grundnig und hält weiter fest: „Inzwischen ist allen klar, dass die Nutzung fossiler Energie ein Ende haben muss, besser früher als später. Jetzt noch den Einstieg in fossile Energie zu unterstützen und sogar finanziell zu fördern, arbeitet gegen die erklärten Ziele unseres Landes und gegen die Zukunft unserer Kinder.“
Es gibt eine Fülle von Alternativen zu Öl- und Gasheizungen, die erneuerbare Energien nutzen. Jene, die am fossilen Energiesystem verdienen, machen lieber unrealistische Versprechungen wie “grünes Gas und grünes Öl für Alle und Alles“, um den Umstieg auf Erneuerbare möglichst lange zu verzögern. Die Wirtschaftskammer, gemeinsam mit dem Fachverband Gas Wärme, ist leider beteiligt am Bau dieser Luftschlösser.
„Grünes Gas, insbesondere auch Biogas, hat einen ganz wichtigen Stellenwert für unsere zukünftige Energieversorgung. Wir haben hier auch ein beachtliches Potenzial in Österreich zu schöpfen, welches wir endlich durch ein längst überfälliges Grüngas-Gesetz auf den Weg bringen müssen. Es wird auch grünes Öl eine Nische finden, etwa als grünes Kerosin! Es muss aber auch offen ausgesprochen werden, dass es nicht funktionieren wird, unsere aktuellen Anwendungen von Gas und Öl einfach von fossil auf grün switchen. Solche Lockrufe führen in die Sackgasse und dienen eigentlich nur dem Festfrieren der fossilen Energieversorgung“, betont Prechtl-Grundnig und hält fest: „Die Energiewende ist nicht einfach ein grüner Anstrich, der dann nach ein paar Jahren wieder an Glanz verliert und abbröckelt – sie ist der nachhaltige Umbau unseres Energieversorgungssystems!“
Rückfragehinweis
Martina Prechtl-Grundnig
Geschäftsführerin EEÖ
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