Geothermie: Erneuerbare Energie aus dem Inneren der Erde

Mit ihrem immensen globalen technischen Potential, welches den aktuellen Energiebedarf in den meisten Regionen der Welt übersteigt, kann die Geothermie, also die natürliche Erdwärme, eine wichtige Rolle in der Energiewende spielen. Geothermie kann zeit- und wetterunabhängig Energie liefern und so die Energieversorgung stabilisieren. Sie ist besonders für die Wärmeversorgung im niedrigen Temperaturbereich geeignet. Eine aktuelle Studie der IEA beleuchtet die Zukunft der globalen Nutzung von Geothermie.

Mit einem Anteil von etwa 0,8% an der globalen Energieversorgung 2023 und damit einer jährlichen Endenergienutzung von 1,4 EJ (Exajoule) (das entspricht dem Primärenergieverbrauch Österreichs), wird dieses Potential jedoch bei weitem noch nicht ausgeschöpft. 79% der Endenergienutzung aus Geothermie dienen der Wärmegewinnung, vor allem in Regionen mit einfach zugänglichen thermischen Reservoiren wie Island, Indonesien oder Italien. Etwa 100 TWh an elektrischer Energie werden aus Geothermie gewonnen. Die installierte geothermische Leistung hat im letzten Jahrzehnt um fast 40% auf 15 GW zugenommen. Laut einem Szenario der IEA kann sich diese Kapazität bis 2030 auf 22 GW und bis 2050 auf etwa 60 GW steigern. Auch die Wärmeproduktion aus Geothermie soll sich bis 2030 verdoppeln und bis 2050 verdreifachen.

In Österreich waren die Erdölkrisen der 1970er Jahre Anlass, sich auch mit der Nutzung der geothermischen Energie zu befassen, als nach Ersatz für teures Heizöl gesucht wurde.

Die Nutzung oberflächennaher Geothermie ist eng mit der Entwicklung der Wärmepumpe verknüpft. Als Erdwärme ist sie praktisch überall in Österreich verfügbar. Der Verein Geothermie Österreich schätzt ihr Ausbaupotenzial bis 2040 auf ca. 14 TWh Wärme für die Beheizung von Gebäuden.

Neue Technologien wie horizontale Bohrungen, die vor allem für die Öl- und Gasgewinnung entwickelt worden sind, können die Erschließung von tief gelegenen Wärmereservoiren vereinfachen und die tiefe Geothermie in Zukunft wirtschaftlich noch attraktiver machen. Aktuell sind die hohen Investitionskosten von Geothermie-Projekten das größte Hindernis für groß angelegte Investitionen.

Für geothermische Kraftwerke liegen die Kosten aktuell über 80 USD/MWh Strom (LCOE), für geothermische Fernheizanlagen zwischen 30 EUR/MWh und 60 EUR/MWh Wärme. Der große Vorteil der Geothermie liegt in der Stabilität der Betriebskosten: Die Energiequelle selbst steht kostenlos zur Verfügung, und der Stromeinsatz im Vergleich zur Gesamtwärmeproduktion (Antriebsenergie der Pumpe in den Tiefbohrungen…) liegt im Verhältnis 1:15 bis 1:30 und damit wesentlich niedriger als beispielsweise die Arbeitszahl einer Wärmepumpe.  

Das Know-how aus der fossilen Industrie sowie schnellere Genehmigungsverfahren für Geothermie-Projekte könnten die Preise für die Stromproduktion aus Geothermie bis 2035 auf bis zu 50 USD/MWh senken.

Quellen:

IEA 2024: The future of geothermal energy

Geothermie Österreich: Potenzial und aktuelle Nutzung der tiefen Geothermie in Österreich