Auf über 70% der globalen eisfreien Landoberfläche ist der Einfluss des Menschen spürbar. Wir nutzen ein Viertel bis ein Drittel dessen, was die Sonnenenergie über die Photosynthese produziert: als Nahrung, für stoffliche Zwecke von Papier und Baumaterial bis Kleidung – und eben als Energieträger, denn die Photosynthese trägt unverzichtbar zur Energieversorgung der Menschheit bei. Einen aktuellen Überblick über die globale Situation der Bioenergienutzung liefert die neue Ausgabe des Global Bioenergy Statistics Report der World Bioenergy Association (WBA).
Vom globalen Gesamtenergieverbrauch im Jahr 2022 in Höhe von 622 Exajoule (EJ) waren ca. 57 EJ Bioenergie (zum Vergleich: der österreichische Gesamtenergieverbrauch betrug 2022 ca. 1,35 EJ). Damit wird global mehr Bioenergie genutzt als Kernenergie (25 EJ Primärenergie, ca. 8 EJ elektrische Energie).
7% davon wurden in Form flüssiger Biotreibstoffe genutzt, 2 bis 3 % als Biogas und Abfall, der große Rest in fester Form als Brennholz, Holzkohle, Pellets usw. Im globalen Maßstab dominiert dabei die sogenannte „traditionelle“ Bioenergienutzung, vor allem in Afrika südlich der Sahara und in Südasien. Diese geschieht noch häufig in nicht-nachhaltiger Weise, weil die Umwandlungstechnologien oft sehr ineffizient sind („Dreisteinfeuer“ zum Kochen) und die Holzgewinnung mitunter die Kapazität der Wälder überfordert.
Doch Abhilfe ist hier unterwegs: Unter anderem mit Unterstützung aus Österreich werden moderne Bioenergietechnologien entwickelt und eingeführt, die es erlauben, Bioenergie mit wesentlich höherer Effizienz umzuwandeln und auch bisher ungenutzte Abfallfraktionen (z.B. Bagasse aus der Zuckerproduktion) zu pelletieren und als Energieträger zu nutzen (dazu in Bälde mehr bei den EnergieFakten Austria).
Eine oft übersehene traditionelle Form der Bioenergienutzung liegt im Transportbereich: Noch um 1900 wurde etwa ein Viertel der landwirtschaftlich produktiven Fläche der USA benötigt, um Futter für Zugtiere herzustellen, also zur Energieproduktion für die Bereitstellung von Mobilität. In Österreich waren es zu Beginn der 1950er Jahre noch 15 bis 20 Prozent der Fläche. Heute werden ca. 7 % der globalen Pflanzenproduktion (primary crops) oder 660 Mio. Tonnen (Weizen, Mais, Zuckerrohr, Pflanzenöl u.a.) als Biotreibstoff genutzt. Von den ca. 90,6 EJ, die 2022 weltweit für den Straßenverkehr verwendet wurden, waren ca. 3,94 EJ biogenen Ursprungs, davon 2,4 EJ Ethanol (hauptsächlich in den USA und Brasilien hergestellt), der Rest waren Biodiesel (hauptsächlich aus Indonesien und der EU) und HVO (hydriertes Pflanzenöl).
In Summe lieferte Bioenergie 8% des erneuerbaren Stroms (697 TWh), 96 % der erneuerbaren Wärme (1,3 EJ) und 93 % der erneuerbaren Energie im Verkehr. Die Branche beschäftigt weltweit 3,9 Millionen Menschen, 9 Milliarden US-Dollar wurden 2022 in sie investiert. Relativ neu im Bericht sind Anwendungsgebiete wie Sustainable Aviation Fuels (SAF) oder der Einsatz in Carbon-Capture-Verfahren.
Um die Klimaziele von Paris zu erreichen, sollte laut einem IPCC-Bericht mehr Land für die Produktion von Bioenergie genutzt werden, und zwar umso mehr, je niedriger der Temperaturanstieg letztlich ausfallen soll. So kann Bioenergie als vielseitiger Energieträger eine zentrale Rolle im Kampf gegen die Klimakrise einnehmen.
Quellen:
World Bioenergy Association 2024: Bioenergy Statistics Report 2024